Geschichte der sexuellen Selbstbestimmung der Frauen in Europa


Sexuelle Selbstbestimmung ist eines der wichtigsten Rechte des Menschen überhaupt. Trotzdem ist es auch eines derer, die im Laufe der Geschichte am häufigsten gebrochen und infrage gestellt wurden – mit sozialen, religiösen oder politischen Begründungen.

Haltung der Religionen

Viele Religionen schränkten die Sexualität der Frauen in der Vergangenheit und teilweise auch der Gegenwart erheblich ein. So wurde Sexualität in erster und einziger Linie der Vermehrung zugerechnet und die Hauptaufgabe der Frau bestand in der Mutterrolle. Zudem wurden Frauen in den meisten Religionen als den Männern untertan betrachtet. So finden sich neben dem Koran auch in der Bibel Stellen, die eine Verstoßung oder sogar die Todesstrafe für Frauen fordern, die vor- oder außerehelichen Geschlechtsverkehr haben. Diese Vorstellungen prägen die Sexualmoral christlicher Länder teilweise noch heute.

Allerdings verliefen Liberalisierung und striktere Auslegung sexueller Vorschriften wellenförmig. Während frühere Kulturen bis zum 17. Jahrhundert auch Frauen einen Sexualtrieb zugestanden, wurde ihnen dieser später abgesprochen. In der Folge war außerehelicher Verkehr für Männer häufig akzeptabel, während er bei Frauen als unethisch und unnatürlich betrachtet wurde. So wurden als sexuell aktiv wahrgenommene Frauen, ebenso wie Prostituierte und Vergewaltigungsopfer, beispielsweise in Irland in Besserungsanstalten eingewiesen und dort zu Zwangsarbeit verpflichtet.

Politische und gesellschaftliche Vorstellungen

Insbesondere der Faschismus forderte eine stärkere Rückbesinnung der Frauen auf ihre Mutterrolle. Zu diesem Zwecke wurde Verhütung erschwert, Abtreibung verboten und gesellschaftliche Anerkennung für eine große Kinderzahl gezollt. Während es zuvor zu einer vorsichtigen Emanzipierung und Selbstbestimmung von Frauen gekommen war, machten diese nun deutliche Rückschritte. Auch nach Ende des Krieges herrschte eine extrem strenge Sexualmoral vor. One-Night-Stands/Engangsknald waren undenkbar (hier).

Diese änderte sich erst langsam, wobei die Einführung der Antibaby-Pille in vielen Ländern – 1962 in Deutschland – zur selbstbestimmten Verhütung durch Frauen führte. Von 1974 an wurde auch der Schwangerschaftsabbruch legalisiert, sodass eine ungewollte Schwangerschaft weniger gesellschaftliche Konsequenzen für Frauen hatte und nicht zwangsläufig zu einer Heirat führte. Allerdings wurde erst 1997 Vergewaltigung in der Ehe als strafbar anerkannt. Bis 2016 galt eine sexuelle Handlung in Deutschland zudem nur dann als Vergewaltigung, wenn eine ausreichende Gegenwehr bewiesen werden konnte – ein nur verbaler Widerspruch genügte nicht. Da dieses Gesetz jedoch internationalem und europäischem Recht widerspricht und zudem zu Protesten führte, wurde es kürzlich geändert.

Fazit: Kein Ende in Sicht

Obschon in den vergangenen 70 Jahren viele Gesetze geschaffen wurden, die die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen fördern und schützen sollen, ist dieses Ziel zurzeit noch nicht erreicht. Sowohl auf gesetzlicher Ebene als auch im gesellschaftlichen Diskurs besteht noch erheblicher Nachholbedarf. In vielerlei Hinsicht wird ein aktives weibliches Sexualleben nach wie vor anders gewertet als ein aktives männliches Sexualleben, so www.datingadvisor.dk.

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